Ernährung

Die Wahrheit über die Rohkost Ernährung

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Der Monat Juni, den ich dieses Jahr in Chiang Mai in Thailand verbracht habe, war für mich sehr positiv und zugleich verwirrend bezüglich der Ernährung. Chiang Mai ist bekannt für seine Community und die außergewöhnlichen Leute, die dort monatelang leben oder auch nur ein paar Wochen verbringen: Veganer, digitale Nomaden, Yogis, Bikerider und natürlich auch Rohköstler aus der ganzen Welt. Ich habe viele von ihnen kennengelernt und beeindruckende, erleuchtende und teilweise unglaubliche Geschichten gehört. Ein Hauptthema war die Ernährung: welche Früchte, wie viel Fett, Fasten oder nicht, welches Wasser? Wie lange schon? Welche Veränderungen erfährt der Körper, das Bewusstsein? Das war alles so spannend! Erstaunlicherweise gab es jedoch in letzter Zeit eine Welle unter den bekannten Instagram- und Youtube-Rohköstler, die nach 3,4,5 und mehr Jahren wieder angefangen haben, gekocht zu essen, wofür sie alle ihre Gründe haben. Doch ich ließ mich davon nicht beeinflussen, mich haben die überzeugten und inspirierenden Straight-Edge-Rohköstler (wie sie sich selbst nennen) interessiert. Diese Menschen essen meistens Früchte und Grün, viel biologisch, essen kein Gourmet in den Restaurants, gehen früh schlafen und stehen früh auf. Machen Sport und tun, was Freude bringt.

Ich muss zugeben, dass nach all diesen Jahren, Büchern, Seminaren und Videos ich verstanden habe, dass Rohkost kein Sammelbegriff ist. Es gibt verschiedene Ernährungsweisen innerhalb der Rohkostszene. Und nach so vielen interessanten Gesprächen fühlte ich mich auf einmal verwirrt. Ich habe angefangen viele Aspekte meiner Ernährung zu hinterfragen und gleichzeitig fand ich Antworten auf Fragen. Denn obwohl ich mich super fühlte und viele Krankheiten geheilt hatte, war ich immer noch nicht ganz angekommen.

Rohkost

Lass uns erstmal schauen, wie es in der westlichen Rohkostszene aussieht, damit Du verstehst, was ich meine.

1. High Carb Low Fat / 80-10-10 / Fruitarian

Dies ist eine fruchtbasierte, stark fettreduzierte Ernährungsweise. Sie schließt Fett ziemlich vollständig aus (keine oder ganz wenig Avocados, Nüsse, Samen und besonders keine Öle). Stattdessen sind Früchte die Hauptquelle der Energie. Dazu kommen grüne Smoothies bestehend aus Wildkräutern, Blattgrün, Früchten und Wasser und große Salate aus grünen Blättern abends.

Früchte sind so ziemlich die einzige Quelle für Kohlenhydrate in der Rohkosternährung. Komplexe Kohlenhydrate wie Pasta, Reis und Brot fallen schließlich komplett weg. Obwohl Gemüse auch etwas Kohlenhydrate enthält, kann es nicht den Tagesbedarf an Kalorien decken. Um 2000 Kalorien zusammen zu bekommen, müsste man 50 Salatköpfe oder 75 Karotten essen. Guten Appetit!

Diese Ernährungsweise funktioniert ausgezeichnet in den Tropen oder in warmen Ländern, wo eine breite Auswahl an Früchten in guter Qualität verfügbar ist. So hat es bei mir in Thailand auch super funktioniert – so gut habe ich mich nie gefühlt und meine Verdauung war noch nie so perfekt! In Deutschland könnte das auch gut gehen mit all den Kirschen, Erdbeeren, Himbeeren und Wildkräutern im Sommer, aber im Winter bleiben nur Datteln, Bananen, Orangen und Äpfel. Das Problem ist der übertriebene Zucker, der in Datteln, Bananen, kernlosen Orangen etc. steckt. Da sollte viel Grün und Gemüse am Abend auf dem Plan nicht fehlen.

Wenn Du meinen Blog schon länger verfolgst, weißt Du, dass ich gegen überzüchtete kernlose Früchte bin. Es ist tatsächlich immer noch so, dass ich für gewöhnlich regional esse (in Thailand Mangos und Papayas, in Deutschland Äpfel, Kirschen, Erdbeeren, Himbeeren; in Sibirien kasachische Melonen und Beeren aus dem Garten).

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2. Wenig Obst – viel Sprossen und Grün / Hippocrates (Brian Clement)

Diese Anschauung vertritt die Ansicht, dass Früchte überzüchtet sind und Fruchtzucker sehr schädlich ist. Deswegen soll man sich auf Gemüse, Sprossen u.  Ä. konzentrieren und Früchte so weit es geht vermeiden (maximal 30%). Auch wenn es die Vertreter dieser Ernährungsweise nicht so direkt sagen, ist es eine sehr fettreiche Ernährungsform. Denn da das Gemüse nicht genügend Kalorien hat, muss man sie vom Fett bekommen. Entsprechend werden dem Speiseplan Avocados, Nüsse, Öle und Samen hinzugefügt.

Avocados, Nüsse und Samen enthalten viel Fett. Unabhängig von seiner Herkunft geht Fett vom Lymphsystem direkt ins Blut. Zu viel Fett macht das Blut dickflüssig und lässt die Blutkörperchen verkleben. Überflüssiges Fett blockiert die Insulintätigkeit, also die Bereitstellung von Zucker zu den Zellen, was zu Diabetes führen kann. Daher ist es empfehlenswert, nur eine Fettquelle pro Mahlzeit zu essen und auch nicht zu viel davon. Grüne Blätter und Gemüse liefern dem Körper genug Fette. Aber teste selbst: Wie fühlst Du Dich nach einer nuss- und fettüberladenen Mahlzeit?

3. Gourmet

Die sogenannten Gourmet-Rohköstler. Das sind die, die beide Ansätze komplett ignorieren und alles durcheinander essen. Sie essen Rohkosttorten und Dattel-Nuss-Pralinen, Gemüsegerichte geladen mit Nusssaucen und hinterher Nachtisch aus Obst, Smoothies mit Früchten, Samen und Kokosöl dazu, usw. Wenn Du einmal auf typischen Gourmet-Rohkost-Potlucks warst, hast du bestimmt gemerkt, dass die Gerichte fett- und zuckerüberladen sind und die Torten als Nachtisch gegessen werden.

Diese Ernährung eignet sich auf gar keinen Fall als tägliche Basis, allenfalls für den Anfang der Umstellung oder für spezielle Anlässe. Jedem erfahrenen Rohköstler wird es nach einer gemischten Mahlzeit so schlecht gehen, dass er sich so etwas nicht mehr antun wird.

Solch eine Ernährungsweise macht Dich auf Dauer nicht gesünder, sondern krank und dick trotz Rohkost, da der Körper mit der Verdauung dieser verrückten Kombinationen nicht hinterherkommt.

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4. Living Food (Ann Wigmore) / Natural Hygiene

Natural Hygienists führen eine sehr naturgebundene Lebensweise und achten besonders darauf, Lebensmittel in ihrer natürlich vorkommenden Form zu essen, und vermeiden stark irritierende Stimulanzien wie Knoblauch, Chili, Gewürze und Salz.

Sie essen sogenannte „Living Foods“, mit dem Akzent auf Wildgrün, Sprossen, frische Früchte und etwas Nüsse und Samen, aus denen ein Leben entstehen kann. Zu diesem Konzept gehört nicht alles, was „roh“ genannt wird. Was bedeutet das? Viele Menschen essen extrem viel Dehydriertes, Kakao, Agavendicksaft, Superfoods, ungekeimte Nüsse usw. Dabei vergessen sie die Betonung auf die Einfachheit der Natur, die bei der Rohkosternährung die ursprüngliche Idee war.

Dr. Ann Wigmore war die Pionierin. Ihre Arbeit hat die Gesundheits- und Ernährungsbewegung für immer verändert. Sie unterschied zwischen rohem und lebendigem Essen. In den 60er, 70er und 80er Jahren gab es in der Rohkostbewegung viele Menschen, die trotz Rohkost übersäuerte Körper, Mangelerscheinungen, Gewichtsprobleme, Hautprobleme und viele Toxine im Körper hatten. Ich glaube, wenn Ann Wigmore manches Roh-Gericht heutzutage sehen würde, würde sie sich erschrecken!

5. Zum größten Teil roh / raw till 4

Eine unkomplizierte und angenehme Art, sich gesünder zu ernähren, ist bis zum Nachmittag Früchte und grüne Smoothies zu essen und dann abends einen großen Salat mit etwas Backkartoffeln, Quinoa oder Vollkornreis zu haben. Meistens ist diese Ernährungsform sehr fettreduziert, da sie durch den gekochten Anteil ausreichend sättigt und der Heißhunger auf Fett nicht aufkommt.

Ist es denn so wichtig, 100% roh zu essen, oder reicht einfach mehr roh? Die Überzeugung der Rohköstler (und auch meine) ist, je mehr natürliche rohe Lebensmittel man isst, desto gesünder und reiner wird man. Doch man soll sich nicht quälen. Manch einem fallen 80% roh leicht und fühlt sich besser, als wenn er sich mit 100% roh und viel Fett abquält. Irgendwann, wenn die Zeit reif ist, wirst Du von alleine auf komplett roh umsteigen. Oder auch nicht.

Als Rohkostanfänger ist es unheimlich verwirrend, wenn man auf all die verschiedene Ansätze trifft. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Versucht man von allem ein bisschen zu machen, geht es meist in die Hose (wie bei mir am Anfang). Man nimmt zu, bekommt schwerwiegende Verdauungsprobleme. Viele kehren deswegen zur „normalen“ Ernährung zurück.

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Auf welcher Seite bist du?

Auch wenn es so viele verschiedene Betrachtungsweisen gibt, können sie alle in 2 Kategorien unterteilt werden: High Carb Low Fat (kohlenhydratreich und fettreduziert) und Low Carb High Fat (fettreich und früchtereduziert).

Nimm Dir etwas Zeit, probiere aus und analysiere, welcher Ernährungsform du folgst bzw. folgen möchtest. Aus meiner Erfahrung ist der Versuch, beide Sichtweisen zu ignorieren und alles Mögliche zu vermischen, sehr frustrierend und ungesund. Die Gründe dafür sind ernst. Lass mich erklären.

Bei der fettreichen Rohkosternährung ist die Insulin-Sensitivität sehr reduziert, d.h. die einfachen Zucker können die Zellen nicht so schnell erreichen. Wenn die Person, die viel Fett konsumiert und auch noch viele Früchte (Zucker) isst, bekommt sie oft die Symptome von Hypoglykämie, Candida, Konzentrationsprobleme und viele weitere.

Die einfache Gleichung lautet: viel Fett + viele Früchte = Katastrophe.

Auf der fettreduzierten Diät verschwinden diese Symptome. Insulin arbeitet effizient, um Einfachzucker zu den Zellen zu transportieren. Die Konzentration steigt und der Blutzucker ist stabil.

Wenn Du also einer Rohkosternährung folgst und gute Gesundheit erwartest, triff die Wahl zwischen der fruchtbasierten, fettreduzierten und der fettreichen, zuckerreduzierten Diät. Es ist Deine Wahl, aber nimm die Entscheidung nicht auf die leichte Schulter.

Ich persönlich habe beides ausprobiert, und die Low-Fat-Variante macht für mich mehr Sinn, da es mir am besten schmeckt, es einfacher im Alltag ist und die besten Ergebnisse im Hinblick auf Energielevel, Verdauung, Fitness, Konzentration und Aussehen bringt. Ich habe ehrlich versucht, ohne oder mit ganz wenig Früchten einige Tage auszukommen und nur Gemüse und Fette zu essen, aber ich war so unglücklich, dass ich wieder damit aufhören musste. Nach einigen Wochen nur auf Mangos und Papayas in Thailand hatte ich komplett die Lust verloren, in ein Rohkost-Restaurant zu gehen und Gourmet-Gerichte zu essen. Als ich es doch tat, habe ich mich schwer und müde gefühlt, konnte nicht schlafen und bin kaputt aufgewacht. Das war ein komisches Gefühl, nicht in die Restaurants zu gehen, weil ich in einer Stadt gelebt habe, wo es an jeder Ecke tolle vegane und Rohkost-Restaurants gab.

ernährungsumstellung

Ich kann jetzt ehrlich sagen, dass die Nuss-Burger, Rohkost-Pizzen, Rohkakao-Torten und rohe Cashew-Cheesecakes mich nicht mehr begeistern, ich nehme sie nicht mal als Essen wahr. Ich fühle, dass mein Körper weiß, was richtig ist und möchte lieber Himbeeren vom Strauch, saftige Wassermelonen, Wildkräutersmoothies und ein mineralstoffreiches Gemüsegericht am Abend. Rohkost-Borschtsch geht auch gut.

Andererseits kenne ich Rohköstler, die komplett auf Früchte verzichten und sich nur von Gemüse, Grün, Nüssen und Samen ernähren. Sie verzichten also auf den Fruchtzucker!

Jeder kann ein schmackhaftes Rohkostgericht mit einem Haufen Fett, Salz und Gewürzen zubereiten. Das ist der Grund, dass ich vom Restaurantessen nicht mehr beeindruckt bin. Alles, was sie machen ist, die fleischhaltigen bzw. gekochten Gerichte nachzuahmen, nur dass sie rohe Zutaten benutzen. Es kostet mehr Kreativität, eine Mahlzeit aus Früchten und Gemüsen zu kreieren ohne jegliches Fett zu benutzen. Da musst Du ein echtes Talent sein und auf die natürlichen Aromen und den Geschmack der Lebensmittel setzen und sie schätzen können. Auch die Monomahlzeiten sind eine Herausforderung und die höchste Kunst der Ernährung.

Fazit:

Es ist ein ganz schön langer Post geworden, und ich habe immer noch das Gefühl, dass ich nicht alles gesagt habe. Ich bin immer noch ziemlich verwirrt, besonders von dem sich widersprechenden Ansätzen, dass die einen Rohkost-Gurus für Fett und gegen Früchte und die anderen für Früchte und gegen Fett sind. Trotzdem wollen sie alle unter der gleichen Songtitel singen.

Ich lebe im Moment ohne Fett und probiere aus, was für mich am besten ist: Ich höre bewusst auf meinen Körper, Verdauung (!), Glücksgefühl und natürlich das Gewicht. Für mich fühlt es sich richtig an, ein Minimum an Fett und mehr frisches Obst und Gemüse zu essen und auch nur ein Minimum an abgepackten Superfoods, Schokolade und komplizierte fettüberladene Rezepte. Letztlich geht es bei diesem Lifestyle um Früchte und Gemüse, nicht um Öle und Fette.

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Ich habe viele inspirierende schlanke fitte Menschen getroffen, die seit vielen Jahren erfolgreich dem fettreduzierten Rohkost-Lifestyle folgen und sie haben einige Sachen gemeinsam:

  • Sie essen viel frische lokale Früchte und Grün und wenig Fett.
  • Sie haben der Entgiftung des Körpers genug Zeit gegeben. Nicht ein paar Wochen oder Monate, sondern manchmal Jahre.
  • Sie machen viel Sport/Yoga!
  • Sie haben Gesundheit zur ersten Priorität gemacht.

Und jetzt kommst Du. Was ist Deine Geschichte und Erfahrungen mit Früchten/Fett? Teile sie im Kommentar, ich bin gespannt!

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